Blickpunkt-Sehestedt
Imbiss und Markttreff, wer finanziert was?
Aktualisiert: 9. März 2020
Bis Ende der 2000er Jahre hatte Sehestedt einen funktionierenden Dorfladen. Als dieser aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden sollte, wurde in der Gemeindevertretung darüber diskutiert, ob die Gemeinde hier unterstützend tätig werden solle. Diese Idee wurde jedoch verworfen, weil die Realisierung finanziell nicht machbar und auch ein entsprechender Bedarf nicht vorhanden wäre. Der Erhalt des Ladens wäre für die Gemeinde damals mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln möglich gewesen.
Aufgrund einer Fördermöglichkeit durch die EU entschied sich die GV 2013/14 dann zu einer "großen" Lösung, nämlich der Errichtung des "Kanaltreffs", bestehend aus dem "Imbiss Sehestedt", dem Laden ("Markttreff") und einen für die Gemeinde nutzbaren Raum, in dem Veranstaltungen nichtkommerzieller Art von Bürgern und kleineren Gruppen durchgeführt werden können, sowie einem Büroraum für den Bürgermeister. Das (im Übrigen sehr gelungene) Projekt wurde mit einem Kostenaufwand von (mindestens) 2.700.000 € realisiert und von der EU mit ca. 750.000€ gefördert.
Markttreff und Imbiss wurden an einen privaten Pächter langfristig verpachtet. Die gesamte Einrichtung, auch die des Imbissbetriebs (mit "Pötte und Pannen"), wurde von der Gemeinde bereitgestellt. Die vereinbarte Pacht ist jedoch offenbar nicht kostendeckend, jedenfalls ist im Nachtragshaushalt 2019 unter der Position "Markttreff" für 2019 und die Folgejahre bis 2022 jeweils ein Defizit von 91.600 € jährlich eingeplant.
Zum Vergleich: Die vieldiskutierte Elbphilharmonie in Hamburg hat ca. 800 Millionen € gekostet. Rechnerisch entfällt dabei auf jeden Hamburger (ca. 1,8 Millionen Einwohner) ein Betrag von 440€. Gemessen an der Einwohnerzahl (ca. 840) ist der Kanaltreff Sehestedt (2.000.000€ nach Abzug der Zuschüsse) mehr als fünfmal so teuer: ca. 2.380€/Einwohner.
Unsere Fragen:
Gab es eine Ausschreibung über die Verpachtung?
Wie kann der Kanaltreff in Zukunft finanziert werden?
Werden hier Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert?
